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Marie Luise Kaschnitz als "ewige Autobiografin" ?

Mittelbach, Mandy

Marie Luise Kaschnitz als "ewige Autobiografin" ?

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, 0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie, Neuere Deutsche Literatur), Veranstaltung: Lyrik der 1960er Jahre, Sprache: Deutsch, Abstract: Schreibend
Schreibend wollte ich
Meine Seele retten.
Ich versuchte Verse zu machen
Es ging nicht.
Ich versuchte Geschichten zu erzählen
Es ging nicht.
Man kann nicht schreiben
Um seine Seele zu retten.
Die aufgegebene treibt dahin und singt.
(aus: Dein Schweigen - Meine Stimme, 1962)
Es gibt von Marie Luise Kaschnitz nur zwei literarische Werke, in denen sie die Vokabel "Ich" - oder ein dazugehöriges Pronomen - im Titel verwendet. Beide Werke sind, nicht zufällig, zu Beginn der 60er Jahre entstanden. Zum einen handelt es sich
hierbei um den Gedichtband "Dein Schweigen - Meine Stimme" (1962) und zum anderen um die Ich-Erzählung "Wohin denn ich" (1963).
Das erstgenannte Werk, aus dem auch das Gedicht "Schreibend" stammt, ist stark von der Erfahrung der Trennung und des Todes geprägt. Kaschnitz, die zuvor mit Frauen-,
später mit der Trümmerliteratur in Verbindung gebracht wird, hat mit diesem Gedichtband etwas thematisch gänzlich Neues geschaffen. "Die Liebesklage am Ende
eines gemeinsamen Lebens, der Schmerz und die Schmerzüberwindung, die Trauer um den einen Menschen - sie sind intellektuell und seelisch vertieft, in der deutschsprachigen Dichtung nicht mehr wiederholt worden." Doch warum verwendet Kaschnitz gerade zu dieser Zeit die Ich-Perspektive und verbindet diese mit dem Thema Tod? Bringt man nach dem Lesen des Gedichtbands beide Aspekte in Relation, so lässt sich vermuten, dass sie einen geliebten Menschen verloren hat, den sie in der Literatur und mit Hilfe derer am Leben halten möchte. Die Vermutung wird durch ihre Selbstbeschreibung als "ewige Autobiografin" zweifelsfrei
untermauert. So könnte man noch vor der Analyse ihrer Gedichte und ihrer Biografie zu dem Ergebnis kommen, dass mit dem Ich in ihren Werken Kaschnitz selbst gemeint
ist. Jedoch gibt es von der Autorin eine Äußerung in "Orte", die dieser Erkenntnis widerspricht. Entschlossen schreibt sie: "Der Tod ist in meinen Gedichten, Geschichten,
Aufzeichnungen überall anzutreffen, aber in meinem Alltag nicht.

CHF 22.90

Lieferbar

ISBN 9783640665204
Sprache ger
Cover Kartonierter Einband (Kt)
Verlag GRIN Publishing
Jahr 2010

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