Excerpt from Paris: Notizen

Aur Reisen kann der Tiitigste nicht umhin, sich einer ge wissen Empfindsamkeit hinzugeben. Man lalJt die regeliniicige Berufsarbeit hinter sich, das heiLlt: die Welt gefestigter Erfahrungen. worin man lieimisch ist. sieht sich zur Untjitig keit verurteilt und kommt mit inanclieii neuen Erscheinungen in Berührung, die in ihren Ursachen und Wirkungen nicht gleich zu übersehen sind. Es weicht die sichere Gelassenheit die den Arbeitenden charakterisiert, eine erwartutigsxsolle Belebtheit stellt sich ein, die auf die Phantasie wirkt. An stelle des nüchternen Werktagsinteresses das zuerst nach Nutzen oder schaden, nach der Brauchbarkeit einer Sache fragt. das. um der selbsterhaltung willen, zweckvoll begehrt oder ablehnt. tritt auf Reisen eine selbstlosere Teilnahme. ein lnteresse ohne materiell zweckvolle Absicht. Aus den Arbeitsstuben des Be rufs tritt der Geist ins Freie und nimmt mit eindrucksfrolien sinnen Ganzheiten wahr, das Denken wird zum Enipfindeii und dieses führt zur Ijn1pf1ndsamkeit, weil sich die Fülle neuer Gesichte von der Erfahrung. vom Verstand nicht bexviiltigen lLjlJt, sondern nur vom synthetisch tastenden Gefühl und weil dieses sich unmerklich an sich selbst berauscht.

Diese Emphndsamkeit wird freilich oft der Gefahr ausgesetzt sein, in schwiichliche Empfmdelei umzuschlagen. Vor allem dort, wo die XVelt der Erfahrung im Individuuin beschränkt ist und in keinem Verhältnis zum Ganzen des Lebens steht. Darum unterliegt die Frau auf Reisen so leicl1t der sentinfeiitaleif stimmung. Die Enge ihres Gesichtskreises daheim macht sie zum Opfer eines schwelgens in nebulöser Empfmdsamkeit Koinmt gar der Drang noch hinzu, als schöne Seele zu gelten, so ist der Affektation Tür und Tor geöffnet.

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